Der digitale Produktpass – Herausforderung und Chance

Digitaler Produktpass DPP

Der digitale Produktpass (DPP) ist eine Initiative der EU, die das Potenzial hat, die Nachhaltigkeit und Transparenz von Produkten in Europa zu verbessern. Er soll auch dazu beitragen, eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen, die Ressourcen spart, Abfälle vermeidet und das Klima schützt. Er ist Teil des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, den die Europäische Kommission im März 2020 vorgestellt hat und soll Informationen über die Herkunft, Zusammensetzung, Reparaturfähigkeit, Recyclingfähigkeit und Umweltauswirkungen aller Produkte enthalten, die auf dem europäischen Markt verkauft werden. Für Unternehmen ist die Einführung des DPP eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. 

Digitalisierung für den European Green Deal

Der DPP ist Teil des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft der Europäischen Kommission, der im Rahmen des European Green Deal, dazu beitragen soll, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Dazu soll es der DPP Verbraucher*innen, produzierenden Unternehmen und Behörden ermöglichen, fundierte Entscheidungen über den Kauf, die Nutzung und die Entsorgung von Produkten zu treffen und dazu beitragen, Betrug, Fälschungen und illegale Praktiken zu vermeiden. Geplant ist, den DPP zunächst nur für bestimmte Produktkategorien einzuführen, die einen hohen Einfluss auf die Umwelt haben, wie z.B. Elektronik, Textilien und Möbel.

Zunächst soll der digitale Produktpass für bestimmte Produktkategorien eingeführt werden, die einen hohen Umwelteinfluss haben oder ein hohes Potenzial für eine Kreislaufwirtschaft aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Elektronikgeräte, Batterien, Textilien und Verpackungen. Diese Produkte sollen verpflichtend bis Ende 2025 mit dem DPP ausgestattet werden. Mittelfristig wird der DPP aber für alle Produkte verpflichtend, die in der Europäischen Union vertrieben werden.

Der DPP wird auf einem digitalen Format basieren, das mit bestehenden Standards und Systemen kompatibel ist. Er soll auch auf einer gemeinsamen Datenbank beruhen, die von der Europäischen Kommission verwaltet wird. Die Hersteller sollen für die Bereitstellung und Aktualisierung der Informationen über ihre Produkte verantwortlich sein. Gleichzeitig sollen Verbraucher*innen über verschiedene Kanäle auf die Informationen zugreifen können, zum Beispiel durch das Scannen eines QR Codes oder RFID Chips mit dem Smartphone.

Die Umsetzung des digitalen Produktpasses ist für Unternehmen mit einigen Herausforderungen verbunden. Zum einen müssen die Kosten und der Aufwand für die Hersteller angemessen sein, um ihre Teilnahme zu gewährleisten. Zum anderen müssen die Qualität und die Zuverlässigkeit der Informationen sichergestellt werden, um das Vertrauen der Verbraucher*innen zu erhöhen. Schließlich müssen die Datenschutz- und Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden, um den Schutz von personenbezogenen Daten und Geschäftsgeheimnissen zu gewährleisten.

Für Unternehmen im produzierenden Gewerbe, Importeure und Händler*innen bietet der DPP aber auch große Chancen, um ihre Produkte besser vom Wettbewerb abzugrenzen und durch zusätzliche Funktionalitäten sowie Interaktions- und Serviceangebote die Kundenbindung zu verbessern. Indem sie ihre Kund*innen über den gesamten Life Cycle ihrer Produkte und darüber hinaus begleiten, ergeben sich neue, nachhaltige Wertschöpfungspotenziale.

Verbraucherschutz und Kreislaufwirtschaft

Verbraucher*innen haben durch den digitalen Produktpass die Möglichkeit mehr über ein Produkt zu lernen und dadurch mehr Vertrauen in das Produkt gewinnen, das sie kaufen. Durch den DPP wird gewährleistet, dass es sich um ein Originalprodukt des Herstellers handelt und nicht um eine Fälschung.

Durch den DPP werden über die gesamte Nutzungszeit eines Produktes Informationen wie Gebrauchs- oder Waschanleitungen, Zugang zum Hersteller für Garantie- und Gewährleistungsansprüche sowie zu Reparatur- und Recyclingmöglichkeiten des Produktes angeboten. Ebenso können die Kund*innen ihr Produkt einfacher auf Wiederverkaufsplattformen wie eBay anbieten.
Verbraucher*innen können so die Lebensdauer von Produkten verlängern und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Zum Beispiel sollen sie durch den digitalen Produktpass erfahren können, ob ein Elektrogerät repariert werden kann, welche Ersatzteile verfügbar sind und wie sie es am Ende seiner Lebensdauer richtig entsorgen können.
Gleichzeitig erhalten Behörden durch den DPP direkten Zugang zu den notwendigen Informationen, um zu beurteilen, ob ein Produkt die gesetzlichen Vorgaben erfüllt.

Der DPP soll dazu beitragen, eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen, die Ressourcen spart, Abfälle vermeidet und das Klima schützt. Er soll auch die ökologische Gestaltung von Produkten fördern, indem er Anreize für eine höhere Energieeffizienz, eine längere Haltbarkeit und eine geringere Umweltbelastung schafft.

Chancen durch digitale Services und Angebote

Für produzierende Unternehmen und Unternehmen, die Produkte in die EU einführen bzw. in der EU vertreiben kann der DPP eine gute Chance sein, sich vom Markt abzusetzen, wenn sie das Thema früh angehen und in ihre Vermarktungsstrategie integrieren.
Voraussetzung dafür sind digitale Systeme und Kommunikationskanäle, über die Services angeboten werden können, die über das (verpflichtende) Informationsangebot des DPP hinausgehen. Der digitale Produktpass kann so zum Ausgangspunkt einer fortgesetzten, kanalübergreifenden Kommunikation mit den Nutzer*innen eines Produktes werden, welche die Kundenbindung fördert und weitere Wertschöpfung ermöglicht.

Durch den Aufruf des DPP können dann nicht nur Garantie- bzw. Gewährleistungsansprüche abgewickelt werden, sondern Unternehmen haben auch die Möglichkeit, Feedback und Daten über die Benutzung des Produktes direkt von ihren Kund*innen zu gewinnen. Zusätzlich können beispielsweise Cross-Selling-Angebote eingespielt oder Services angeboten werden, das gebrauchte Produkt auf eigenen Marktplätzen zum Verkauf anzubieten.

Die Europäische Kommission geht davon aus, dass Unternehmen zudem von einer besseren Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette profitieren, indem sie Informationen über die Materialien und Komponenten ihrer Produkte austauschen können. Zum Beispiel soll durch den digitalen Produktpass der Zugang zu qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen vereinfacht werden, die aus recycelten Produkten gewonnen werden können.

Über den Autor

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Stefan Bode steht unseren Kund*innen seit 2022 als Digital Consultant beratend zur Seite. Der Digitalisierungsexperte kann dabei auf seine langjährige Erfahrung im Management großer internationaler und interkultureller Projekte und dem Change Management zurückgreifen. Privat liegen dem dreifachen Familienvater, passionierten Wanderer und Golfer insbesondere die Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit am Herzen. In unserem Blog schreibt Stefan über aktuelle Trends und Themen in den Bereichen Digitalisierung und Digitalwirtschaft.

Stefan Bode, Digital Consultant